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Wann wurde Helgoland gegen Sansibar getauscht?

Ein Tausch von geologischen Gebieten ist in der heutigen Zeit nicht mehr üblich, jedoch war ein derartiger Tausch in der Vergangenheit gängig. Während sich England und Argentinien mit kriegerischen Mitteln um die viel berühmten Falkland-Inseln in dem Falkland-Krieg stritten, so gingen die Vorväter der deutschen wie auch der britischen Nation erheblich zivilisierter miteinander um.

Während die Deutschen scheinbar die rechtliche Herrschaft über die Insel Sansibar hatten, besaß das Vereinigte Königreich Großbritannien die gleichen Rechte an Helgoland. Im Rahmen des Helgoland-Sansibar-Vertrages, der am 01.07.1890 zwischen dem Deutschen Reich und dem Vereinigten Königreich Großbritannien geschlossen wurde, vollzog sich der Tausch zwischen Helgoland und Sansibar im Hinblick auf die rechtliche Herrschaft beider Inseln.

Der Begriff „Tausch“ ist jedoch in diesem Zusammenhang nicht die rechtlich korrekte Bezeichnung. Während Helgoland dem britischen Reich zugeordnet war, so galt Sansibar seinerzeit als freie Sultanei. Sansibar war somit keine deutsche Kolonie, wurde jedoch der britischen Administration übertragen. Der Name Helgoland-Sansibar-Vertrag geht zurück auf den deutschen Reichskanzler Otto von Bismarck, der den „Tausch“ zwischen den Inseln auch forcierte.

International wurde von dem Deutschen Reich der Eindruck erweckt, dass die im Hinblick auf ihre Ressourcen als überaus wertvoll angesehene Insel Sansibar gegen einen offensichtlich wertlosen Felsen in der Nordsee eingetauscht wurde. Der „Tausch“ hatte jedoch strategischen Sinn für das Deutsche Reich, da auf diese Weise die Gebietsansprüche im Norden erweitert werden konnte. Im Hinblick darauf, dass das Deutsche Reich jedoch niemals die rechtliche Herrschaft an der Insel Sansibar besessen hatten, war dieser Vertrag ein Meisterstück Bismarcks.

Auch für Großbritannien hatte dieser Tausch seine Vorzüge. Zwar war den Briten bewusst, dass Bismarck die deutsche Seemacht stärken wollte, jedoch wurde der strategische Zweck Helgolands für dieses Unterfangen als überaus niedrig bewertet. Die britische Seite vertrat die Auffassung, dass das Deutsche Reich Helgoland auch hätte militärisch besetzen können, sodass ein Tausch als elegantere Lösung angesehen wurde.